Bizerte, Tunesiens europäischste Stadt

Bizerte liegt im äußersten Norden Tunesiens, ja des afrikanischen Kontinents, und ist die Verwaltungshauptstadt des gleichnamigen Gouvernements. Wir befinden uns in der Kroumirie, einer bergigen Region, die sich bis zur algerischen Grenze erstreckt. Bizerte hat die geografische Besonderheit, dass es über einen Kanal mit dem Mittelmeer und dem Bizerta-See verbunden ist. Diese strategische Lage hat in der Geschichte der Stadt eine große Rolle gespielt, da sie um 1100 v. Chr. von den Phöniziern unter dem Namen A'Kra gegründet wurde.

Dieser kleine Handelsposten war später karthagisch, dann römisch unter dem Namen Zaritus, den die Araber Banzart nannten, heute Bizerte. Ein strategischer Ort, der Karl V., die Osmanen, die Venezianer, Piraten und die Könige von Frankreich bis zum französischen Protektorat anzog. Die französische Herrschaft endete hier erst am 15. Oktober 1963, obwohl die tunesische Unabhängigkeit bereits 1956 gewährt worden war. Frankreich wollte diesen wichtigen Marinestützpunkt, der im Zweiten Weltkrieg eine große Rolle gespielt hatte, nur ungern abtreten. Die Übergabe wurde während der Bizerta-Krise 1961 zu einer schmerzhaften Angelegenheit, als es drei Tage lang zu Zusammenstößen mit der französischen Armee kam. Eine wenig bekannte Episode, die mehrere tausend Tunesier das Leben kostete.

Bizerte ist anders als alle anderen Städte in Tunesien. Es ist die europäischste aller tunesischen Städte, ein strategischer Hafen, der nach der Unabhängigkeit Tunesiens sieben Jahre lang unter französischer Herrschaft blieb. Der Charme des alten Hafens mit seinen farbenfrohen Booten und seinem "Klein-Venedig"-Flair wird Sie begeistern. Sowohl die Medina als auch der alte Hafen sind durch dicke Mauern geschützt. Das Fort Andalous, das die Stadt Bizerte vom Hügel Dhar el Koudia aus überragt, ist eine beeindruckende Festung in einem Gebiet mit zahlreichen Toren und Moucharabiehs. Sie steht an der Stelle einer osmanischen Burg aus dem 16. Jahrhundert.

Im Mai 2016 wurde ein neuer Jachthafen eingeweiht, von dem aus man Ausflüge auf den Bizertesee oder das Mittelmeer unternehmen kann. Wenn Sie sich nicht seetüchtig fühlen, können Sie auch am Kai bleiben und in einem beeindruckenden Holzschiff zu Mittag essen, das zu einem Restaurant umgebaut wurde.

Das nahe gelegene Cap Blanc, eine Landzunge mit weißlichen Hügeln, die ins Meer ragt, ist ein beliebtes Wochenendausflugsziel der Bizertiner. Auf dem Programm stehen Sonnenbaden, Schwimmen und Grillen. Ein sehr verlockendes Programm! Manchmal wird fälschlicherweise behauptet, dies sei der nördlichste Punkt Afrikas. Das ist fast richtig, aber Kap Angela, etwa zehn Kilometer weiter westlich, liegt noch weiter nördlich. Eine Stele in Form einer Karte des afrikanischen Kontinents wurde von der tunesischen Regierung aufgestellt, um den Status als nördlichster Punkt Afrikas offiziell zu machen.

Der 25 km südöstlich von Bizerte gelegene Ichkeul-Nationalpark gehört seit 1980 zum UNESCO-Welterbe. Enten, Gänse, Störche, rosa Flamingos und andere Zugvögel fühlen sich hier ebenso wohl wie die Besucher, die den letzten großen Süßwassersee Nordafrikas bewundern.

Bizertes Küste, die begehrteste Getreidespeicherstätte Nordafrikas, ist reichhaltig und abwechslungsreich, mit herrlichen Steilküsten und Buchten, Felsvorsprüngen und wunderschönen, von Pinienwäldern gesäumten Stränden, wie z. B. Rafraf. Ein herrlicher, riesiger Strand, der vom Massentourismus verschont geblieben ist. Im Landesinneren erstrecken sich Weinberge und Olivenhaine, so weit das Auge reicht.